Infos zur Selbsthilfe

Aus diversen Fachveröffentlichungen

Warum „Nachsorge“ durch Selbsthilfe ?

  • Eine Suchterkrankung ist die Folge einer jahrelangen psychischen Fehlentwicklung – verbunden mit einer Kette unendlicher Selbsttäuschungen, Lügen, üblen kompromissen und faulen Ausreden. Man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, das dies alles nicht in wenigen Monaten bereinigt werden kann.
  • In Fach-Therapien lernen die Patienten auf unterschiedlichste Weise ganz neue Weichenstellungen zur Konfliktbewältigung ihres zukünftigen Lebens. Bis die „neuen Weichen“ eingefahren sind quietscht es oft gewaltig und es dauert seine Zeit das gelernte richtig umzusetzen. Dies ist laufend in Gruppengesprächen zu reflektieren, auch mit den anwesenden Angehörigen. Sonst kommt es sehr schnell zu schweren Entgleisungen, zu Rückfällen.
  • Leider meint selbst nach mehrmonatiger, intensiver stationärer Therapie eine mehrheit der Betroffenen, sie hätten keine Nachsorge nötig. Ziemlich genau diese „Zweifler“ werden dann früher oder später rückfällig. Sie fallen zunächst in suchtgeprägte „alte“ Verhaltensmuster zurück und bald in noch stärkere Suchtgewohnheiten.
  • Jeder Betroffene trägt soziale Verantwortung. Auch für Kosten, die der Allgemeinheit zur Last fallen. Ein Fachklinikaufenthalt (Entzug, Therapie) kostet zwischn 10 000 – 30 000 Euro. Wer eine solch teuere Behandlung in Anspruch nimmt und anschließend nicht bereit ist, den Erfolg durch eine eigenverantwortliche Selbsthilfe-Nachsorge zu sichern, handelt fahrlässig und unsozial. Wenn sich durch solches Fehlverhalten die Krankheit fortsetzt und verschlimmert, wird folgerichtig auch die Kostenübernahme der Versorgungsträger für weitere Behandlungen zunehmend schwierig.
  • „Einmal ist keinmal“ gilt bei Suchterkrankungen als absolute Fehleinschätzung. Hört man geschickt verharmloste Sprüche wie, “ Na ja, vor ein paar Wochen hat´s ein oder zwei kleine Ausrutscher gegeben – Geburtstag, Betriebsfeier, Urlaub, Sylvester, Stress und so. Aber ist alles kein Problem. Ich hab alles im Griff und die Lage voll unter Kontrolle.“ , dann herrscht bereits „Alarmstufe Rot“. Also: „Vorsicht Falle!“, denn Sucht lässt sich nicht täuschen.
  • Über Sucht muß man reden. Offen, ehrlich, vertraulich. Und nachhaltig, damit das neue Bewußtseinständig wach – „im Training“ bleibt. Wie die Muskeln im Körper zur Verhinderung von Muskelschwund ständig richtige Bewegung brauchen, so braucht auch das Bewusstsein regelmäßig Beschäftigung mit den „richtigen Gedanken“.

Kompetente Unterstützung zur Selbsthilfe bei Alkoholproblemen findest du bei uns in der Freien Selbsthilfegruppe Lauf

Sucht und ihre Ursachen

In den Lebensläufen süchtiger Menschen, findet sich auffälig oft und übereinstimmend widrige Lebensumstände, die gemeinhin nicht als „gängige Norm“ angesehen werden.

Wissenschaftlich bestätigt wird das durch eine Studie des in Suchtfragen höchst renommierten Prof. Jellinek. Bei einer im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation durchgeführten, umfangreichen Erhebung stieß er immer wieder auf die Merkmale:

– Als Kind unerwünscht– Bindungsprobleme, Kontaktstörungen
– In ungeordnete Verhältnisse hineingeboren– Infantilität: „Lieb sein lohnt sich.“
– Sensibel, Stimmungslabil– Gefühle der Ungeborgenheit
– Frustration, Täuschung, Blockierung– Überforderung z.B. in der Pupertät
– Verwöhnung, „Schaukelerziehung“– Angst, Lebensangst
– Erleben von Brutalität, Furcht– Resignation, Clique, Suchtmittel

Solche „Fesseln“ beeinträchtigen natürlich die Entwicklung eines Menschen, unter Umständen von Anfang an:

  • Er hat die für in so wichtige „persönliche Normalität“, also das eigentlich Unentbehrliche, nie so recht kennengelernt. Er kann nicht sagen, was im fehlt. Aber er hat ein quälendes Gefühl, „anders zu sein, als die Anderen“.
  • Seinen Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen, seinen Ängsten begegnet der Betroffene völlig verunsichert. Er reagiert mit Großspurigkeit, Rechthaberei oder kippt ins Gegenteil. Dann sind Isolation und Depression seine Begleiter. Seine Lebensschatten beginnen in zu beherrschen.
  • Irgenwann lernt er die aufhellende, entkrampfende, befreiende Wirkung des Alkohols kennen und benutzt in zunehmend als „Medikament“ gegen die härten des Lebens. Wie bei vielen Medikamenten muss dann bals die Dosis erhöht werden. Der Konsum eskaliert. Die Esklatation gerät fast unbemerkt außer Kontrolle.